Variarchiv

Berührung

28.02.2021


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Forschungsbericht Hanna:

Diese Thematik erweckt bei mir gemischte Gefühle. Die erste Assoziation sind Hände und meine Gedanken schweifen hin zum berühmten Gemälde der Sixtinische Kapelle, wo Michelangelo Buonarroti in Zeiten der Renaissance „Die Erschaffung Adams“ malte. Für mich an erster Stelle der Inbegriff von Berührung:

Zwei Fingerspitzen berühren sich KNAPP, wobei der Funken des Lebens auf Adam übertragen wird

By the way ist diese Darstellung des athletischen Körpers auch eine der berühmtesten männlichen Akte. Jetzt habe ich aber weder eine Sixtinische Kapelle, noch die Muße auf einem 18 Meter hohen Gerüst (!!!) ein Deckenfresko zu erstellen. Für mich bedeutet Berührung, Gefühle zu behandeln. Die Hände als Mittel des künstlerischen Schaffens zu nutzen und eine abstrakte Reise anzutreten. Berührungen können wohlwollend, sanft, elegant, aber auch schmerzhaft, ruckartig, leidenschaftlich sein. Zielstrebig, aber auch spontan entstehen. So habe ich mich dazu entschlossen, eine alte japanische Technik zur Herstellung von Buntpapieren, das Suminagashi anzuwenden.

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Dafür nutze ich einen gebauten Holzkasten, in dem Wasser hineingegeben wird. Ausgewählte Farben werden in das Wasser getröpfelt oder mit dem Pinsel aufgetragen. Hier habe ich mich für Acrylfarbe, aber auch Lackfarbe entschieden. Wenn dann die Farbe auf dem Wasser schwimmt, nimmt man sich ein Blatt Papier und legt es auf das Wasser. So berühren sich Papier und Wasser an den jeweiligen Oberflächen und anschließend zieht man das Papier wieder ab. Schnell, sanft , ruckartig, elegant. Anschließend wird das Papier getrocknet.

Auf den Bildern sind durch die Berührungen Form- und Farbführungen entstanden. Nun kann man mit dem Auge wahrnehmen und der Fantasie, dem „Erspüren“ der Berührungen freien Lauf lassen.

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Forschungsbericht Florian:

Und am Ende ging es doch ganz schnell… Dieses Mal war ich fast am verzweifeln. Ich wusste nicht, was ich zum Thema „Berührung“ tun sollte. Etwas Intimes kam mir in den Sinn, doch was? Der Gedanke wurde verworfen – Der Nächste bitte!

So hatte ich eine Menge Ideen: Gute, Schlechte, Großartige und total Blöde. Jetzt mal Schluss mit dem Grübeln über „Die Idee“. Auswählen und machen! Denn schlussendlich ist eine Umsetzung immer besser als eine Idee, denn Ideen gibt es genug. Die Ideen wurden immer schwieriger umzusetzen. Ich benötigte noch dieses und jenes. Eigentlich wollte ich auch noch eine neue Technik ausprobieren, die bestimmt gut zu dem Thema passen würde. Was denn jetzt? Erst die Idee und dann die Technik? Oder erst die Technik und dann wird sich die Idee schon zeigen? So hat das Thema Berührung mich schon geprägt ohne dass ich je etwas gemacht habe.

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Altglas in die Tasche, Musik auf die Ohren und hin zum Glascontainer. Am Glascontainer angekommen begann ich die Flaschen einzuwerfen bis mir drei Glasscheiben auf dem Container auffielen. Sie waren 24×18 cm groß. An einer der drei Scheiben haftete ein zerrissenes Foto. Es war eine Art Familienfoto. Nur noch die lächelnden Köpfe der zehn Personen war zu erkennen. Scheu schaute ich weg, trat einen Schritt zurück und wollte den Rückweg antreten. Ich hielt inne und schaute mir die Scheiben nochmal an. „Kohäsion und Adhäsion“ kam es mir in den Kopf. Vielleicht ein gutes Thema? Ich wollte die zwei leeren Scheiben einstecken und zögerte… Wer hat sie da hingelegt? Kurz kam mir Corona in den Sinn und eine mögliche Schnittverletzung, als ich die Dinger anfassen wollte. Das reicht! Ohne weiteren Gedanken steckte ich die Glasscheiben in den leeren Beutel und ging nach Hause. Gegen das Licht gehalten zeigten die Scheiben Spuren von einem Fotoumriss, einem Glasflaschenboden, Fingerabdrücke und den Abdruck eines abhanden gekommenen Rahmen. Im Spülbecken wusch ich die Glasplatten mit heißem Wasser wieder blank. Sie waren zu groß für das Becken und ich musste drauf achten, dass sie nicht zerbrachen. Bei all meiner Vorsicht verbrannte ich mir leicht die Finger. Ein paar Flusen blieben nach dem Abtrocknen am Glas hängen, so wie meine Fingerabdrücke…

Meine anfänglichen Ideen waren im Kopf alle bunter, schöner, lebendiger und vielsagender. Jedoch glaube ich, dass ich erst, so blöd es klingt, vom Thema berührt werden musste. Das Ergebnis aus den beiden Scheiben kann man unten sehen.


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